Anbaumethodik

Aufgrund des langsamen Jugendwachstums und der starken Unkrautkonkurrenz auf Äckern empfiehlt sich die Pflanzung von vorgezogenen Jungpflanzen. Die Direktsaat ist problematisch, weil Selektivherbizide noch nicht verfügbar sind, um die Keimpflanzen von Anfang an unkrautfrei zu halten. Aussaatversuche werden zur Zeit getestet (siehe "Aussaat" weiter unten).

Für die Pflanzung sind Jungpflanzen in Topfballen-Platten anzuziehen, vorzugsweise mit spitzkegeligen Wurzelballen (z.B. Vefi-Zapfencontainer-Platten 4 x 4 x 6 cm à 96 Mulden pro Platte à 60 x 40 cm). Spitzkegelige Wurzelballen lassen sich beim (halb-)maschinellen Pflanzen leichter aus der Palette lösen und auch besser absetzen als quaderförmige Wurzelballen (siehe Bild). Heute (2016) sind Preise von 0,17 € pro Pflänzchen bei Abnahme von 20.000 (für einen Hektar) üblich.

Vorbereitung des Pflanzbetts:

Pflügen und Grubbern kurz vor der Pflanzung. Das Pflanzbett sollte feinkrümelig und ausreichend feucht sein, damit die Wurzeln ohne Unterbrechung aus dem Ballen heraus wachsen können. Eine Düngung ist im ersten Jahr nicht erforderlich. Wenn der Boden zu trocken ist, oder eine längere Trockenperiode auftritt, muss direkt nach der Auspflanzung gewässert werden.

Die Silphium-Kultur sollte nicht auf Schlägen mit Raps als Vorfrucht angelegt werden, wegen der Gefahr der Infektion mit dem parasitischen Pilz Sclerotinia. Aus diesem Grund sollten Rapsfelder auch nicht unmittelbar an Silphium-Felder grenzen. Sollte ein Sclerotinia-Befall auftreten, ist der befallene Bestand alsbald bodennah abzumähen. Er wird rasch von nicht infizierten Austrieben wieder geschlossen.

Pflanzzeit:

Mitte April bis spätestens Anfang Juni. Besser früh, damit die Winterfeuchte des Bodens noch zum Anwachsen genutzt werden kann (vor einer eventuellen Frühsommertrockenheit). Herbstpflanzung ist auch möglich.

Die bei den Landwirtschaftlichen Lehranstalten des Bezirks Oberfranken in Bayreuth, Adolf-Wächter-Straße 39, Telefon: (09 21) 78 46-17 00, unterstehende Pflanzmaschine der Universität Bayreuth vom Typ Checci & Magli, ist 4reihig und ist eingestellt auf: Reihenabstand 75 cm, Einzelpflanzenabstand 65 cm. Dies ergibt eine Pflanzenanzahl von 20.000 pro Hektar. Die Anzahl ist bei optimaler Unkrautbekämpfung völlig ausreichend. Mit exakt 3 m Breite kann die Pflanzmaschine noch ohne Sondergenehmigung - an einem Traktor angeflanscht und angehoben - auf öffentlichen Straßen transportiert werden. Gewicht der Maschine: ca. 600 kg.

Für die Bedienung der Pflanzmaschine werden 4 Hilfskräfte benötigt (1 pro Reihe). Die mit zwei seitlichen Profilrädern ausgestattete Maschine wird beim Pflanzen von einem Traktor gezogen (Fahrer: 5. Arbeitskraft). Spurbreite des Traktors: 1,50 m; möglichst schmale Reifen (s. Abb.)!

Eine weitere Hilfskraft ist erforderlich, um die Paletten während des Pflanzens auf die Ablagehürden der Maschine zu stellen, damit ohne Unterbrechungen gepflanzt werden kann. Die Maschine besitzt einen 300 l-Wassertank. Jeder Pflanzballen bekommt mittels einer Schlauchvorrichtung mit Ventilhahn kurz vor dem Einsetzen in den Boden eine einstellbare Menge Wasser (ca. 150ml). Der Tank ist mehrfach wieder aufzufüllen. Vor dem Pflanzen sollten die Paletten nochmals gegossen werden. Das Blattwerk der Pflanzen darf für die Pflanzung max. 12-15 cm hoch sein, weil die Ballen andernfalls wieder von den Stechbechern der Maschine herausgezogen werden, da beim Wieder-Schließen der Becherhälften Blätter eingequetscht und festgehalten werden!

Unkrautbekämpfung:

Für einen hohen ersten Ertrag im Herbst des zweiten Standjahrs ist eine gute Unkrautregulierung im Pflanzjahr erforderlich ! Zu stark verunkrautete Bestände erreichen erst im 3. Jahr ihre volle Ertragsleistung. In den Folgejahren ist in der Regel keine weitere Unkrautbekämpfung erforderlich, da die früh austreibende Silphium Unkräuter wirkungsvoll ausdunkelt.

Für die Begründung des Bestandes werden als Keimungsherbizide gegen neu auflaufende Unkräuter Stomp Aqua (2,5-3 l/ha) in Kombination mit Boxer (3,5 l/ha in 200-400 l Wasser) empfohlen. Stomp Aqua (BASF) ist seit Mai 2014 bundesweit für den Silphium-Anbau freigegeben. Für die Anwendung von Boxer (Syngenta) ist eine gebührenpflichtige Ausnahme-Genehmigung nach § 22 Abs. 2 PflSchG erforderlich; sie ist frühzeitig zu beantragen! In Bayern bei der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft, 85354 Freising.

Direkt nach der Pflanzung (1-4 Tage !) ist die Herbizidmischung (Stomp Aqua + Boxer) vollflächig über den Bestand zu spritzen. Evtl. 6 Wochen später eine weitere Spritzung. Mit tief liegenden Spritzdüsen möglichst unter die Rosettenblätter spritzen. Die Jungpflanzen von Silphium werden davon nicht beeinträchtigt.

Falls hartnäckige hohe Unkräuter auftreten, die begrünte Winterrosetten besitzen, kann vor dem Austrieb der Becherpflanze, also bis Anfang März etwa, mit einem geeigneten Herbizid gespritzt werden, das nur auf grüne Pflanzenteile wirkt. Die noch nicht ausgetriebenen Becherpflanzen werden dadurch nicht geschädigt.

Desweiteren: bei beginnendem Unkraut-Aufkommen mit der Maschinenhacke mind. 2 x zwischen den Reihen hacken, jedoch erst, wenn die Silphium-Jungpflanzen genügend eingewurzelt sind. Zwischen den Pflanzen Bearbeitung mit der Handhacke. Wenn der Anpflanzung zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird, kann es zu starker Verunkrautung kommen, die die Erträge im folgenden Jahr reduzieren. Daher: mehrfache Unkrautkontrolle ! Während der Anwachsphase im 1. Jahr ist der Boden erosionsgefährdet.

Silphium bildet im 1. Jahr nur eine große Blattrosette, die bei optimaler Pflege den Boden fast komplett bedeckt. In den folgenden Jahren ist eine Unkrautbekämpfung wegen des üppigen Wachstums nicht mehr nötig. Im Pflanzjahr wird der Aufwuchs nicht genutzt.

Aussaat

Eine andere erfolgreiche Etablierungsmöglichkeit von Becherpflanzenfeldern ist die Aussaat. Als günstig hat sich eine Mischkultur mit Mais als Deckfrucht und Silphium als Untersaat erwiesen. Der Mais (Aussaat Ende April/Anfang Mai) wird mit der Hälfte der üblichen Kornzahl ausgesät und 1-2 Tage später folgt die Aussaat der Becherpflanze mit einer pneumatischen Sämaschine (3 kg/ha Saatgut, Tausendkorngewicht etwa 21 g; Saatablage: 1 cm tief). Ein Kilo Saatgut entspricht damit etwa 48.000 Körnern.

Auch die Aussaat von Mais und Silphium in einem Arbeitsgang ist möglich (siehe Donau-Silphie (R)). Derzeit werden in Oberfranken (Bayern) verschiedene Reihenabstände ausgetestet. Letzendlich reichen 2-3 Pflanzen pro Quadratmeter völlig aus, jedoch ist der Saataufgang nicht immer gleichmäßig. Nach der Silphium-Saat wird ein Anwalzen empfohlen.

Mais als Deckfrucht hat den Vorteil, dass der Landwirt schon im ersten Jahr der Silphium-Ansaat einen - allerdings etwas verringerten - Maisertrag ernten kann. Die Silphium-Jungpflanzen können sich bei ausreichenden Niederschlägen gut behaupten und werden durch die Maisernte kaum beeinträchtigt, denn sie kommen im darauffolgenden Jahr gut voran und decken das Unkraut recht gut ab.

Das Silphium-Saatgut sollte „vorbehandelt“ werden, um die Keimprozentzahl zu erhöhen. Wie die Vorbehandlung durchgeführt wird, ist offensichtlich Betriebsgeheimnis der Saatgutlieferanten. Denkbar ist eine kurze Vorbehandlung mit stark verdünnter Gibberellinsäure-Lösung und Rücktrocknung. Die Gibberellinsäure ist dann in die Samenschale eingedrungen und stimuliert die Keimung, wenn das Saatgut mit feuchter Erde in Kontakt kommt. Auch eine künstliche Kältebehandlung steigert die Keimungsrate (derzeit werden Versuche durchgeführt).

Etwa 6-10 Tage nach der Aussaat wird mit 3,5-4 l/ha Stomp aqua gespritzt gegen auflaufende Unkräuter (dieses Mittel ist bundesweit freigegeben für den Silphium-Anbau). Duftlose Kamille (Matricaria inodora) wird davon wenig beeinträchtigt und kann als Unkraut Probleme bereiten, die sich aber im darauffolgenden Jahr stark verringern.

Insgesamt ist allerdings festzustellen, daß gepflanzte Bestände im 2. Jahr einen deutlich höheren Ertrag liefern, als unter Mais angesäte Bestände, so dass sich der Vorteil der geringeren Etablierungskosten auch in einem etwas geringeren Silphium-Ertrag im ersten Erntejahr bemerkbar macht.

Düngung

Düngung bzw. Nährstoffentzüge: (Angaben nach M. Conrad, A. Biertümpfel und A. Vetter; Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft)

  • N: 130-160 kg/ha
  • P: 20-30 kg/ha
  • K: 100-200 kg/ha
  • Mg: 50-70 kg/ha
  • Ca: 200-250 kg/ha

Mit einer Gärrestmenge von 30-35 m3/ha pro Jahr - gegeben Anfang März, damit die austreibenden Knospen beim Überfahren nicht beschädigt werden - werden die Nährstoff-Bedürfnisse von Silphium ausreichend erfüllt (Vorzugsweise mit Schleppschlauch-, Schlitzschuhverteiler oder Injektor zwischen den Reihen). Da keine Bodenbearbeitung mehr erfolgt und die lebenden Wurzeln das Bodengefüge stabilisieren, ist das Befahren des Ackers zu dieser Zeit problemlos möglich. Je nach Bodenbeschaffenheit kann Silphium bis in 2 m Tiefe wurzeln und somit diese Nährstoffgaben vollständig aufnehmen. Vorsicht: Höhere Düngergaben führen jedoch dazu, daß Silphium im Spätsommer ins Lager geht und somit erhebliche Ernteprobleme bereitet. Hauptzuwachs- und Nährstoffaufnahmephase: Mai bis Ende Juli.

Ernte:

Die Ernte erfolgt mit herkömmlichem Feldhäcksler bei TS-Gehalten von 27-30 % von Mitte September bis Anfang Oktober, am besten nach trockenem Wetter und vorzugsweise am Nachmittag (damit die Blattbecher nicht mit Regenwasser gefüllt oder die Blätter taunass sind). Selbst bei TS-Gehalten von 25 % tritt bei der Silphium-Silage kein Sickersaft aus. Grundsätzlich ergeben kürzere Häcksellängen eine bessere Methanausbeute. Empfohlen wird 0,5-1 cm Häcksellänge. Die Erträge ab dem 2. Jahr variieren je nach Bodenqualität, Wasserversorgung und Düngung; sie liegen zwischen 12-20 (-23!) t/ha Trockenmasse, entsprechend 32-66 t/ha Frischmasse.

Die Wurzelstöcke der Pflanzen sind in Mitteleuropa völlig frosthart. Auch schadet ein Überfahren des Wurzelstocks bei der Ernte nicht.

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